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Parkinson-Krankheit: Stadien nach Hoehn und Yahr
Hier erfahren Sie, worum es bei der Hoehn- und Yahr-Skala im Rahmen der Parkinson-Krankheit geht, wie ausgeprägt sich die motorischen Symptome in den verschiedenen Stadien zeigen, was die wesentlichen Kritikpunkte an der Skala sind und ob es nicht eine bessere bzw. genauere Bewertungsskala als Alternative gibt.
Was ist die Hoehn- und Yahr-Skala der Parkinson-Krankheit?
Die Hoehn- und Yahr-Skala findet Anwendung, um die Schwere der motorischen Symptome im Krankheitsverlauf von Parkinson zu beschreiben. Die Skala wurde im Jahr 1967 von der Neurologin Dr. Margaret Hoehn und dem Neurologen Dr. Melvin Yahr ins Leben gerufen. Beide studierten an der Columbia University in den USA und entwickelten dort die einfach zu handhabende Skala, um den Schweregrad und den Symptomverlauf der Parkinson-Krankheit zu erfassen. Dies sollte die Diagnose Parkinson und die Therapie erleichtern.
Sie richteten den Fokus der Skala auf die motorischen Symptome der Erkrankung, also auf die Bewegungsstörungen und das Gleichgewicht (Haltungsstabilität). Die vielen nicht-motorischen Symptome der Krankheit, wie zum Beispiel Verdauungsstörungen, Schwindel, Harninkontinenz, Schlafstörungen, Persönlichkeitsveränderungen oder Parkinson-Demenz, fließen nicht mit ein. Die Hoehn- und Yahr-Skala gehört nach wie vor zum festen Repertoire für die Diagnose und dient als Basis der Parkinson-Behandlung.
Die 5 Stadien der Hoehn-Yahr-Skala
Der Schweregrad der Parkinson-Krankheit ist dank der Skala nach Hoehn und Yahr leicht zu erfassen und wird als diagnostisches Verfahren daher auch verbreitet in der neurologischen Praxis angewendet. Die ursprüngliche Version der Skala umfasste fünf Stadien. Inzwischen sind zwei Zwischenebenen hinzugekommen – ein Zwischenstadium in der ersten Phase und eine zusätzliche Ebene im zweiten Stadium.
Schauen wir uns die verschiedenen Stadien hinsichtlich der Schwere der Bewegungsstörungen genauer an. Phase 1 und 2 beziehen sich auf das Frühstadium, Phase 4 und 5 stehen für das fortgeschrittene Stadium der Erkrankung:
- Stadium 0: Es liegen keine Anzeichen der Parkinson-Krankheit vor.
- Stadium 1: Leichte Symptome wie ein leichtes Zittern (Tremor) oder Muskelsteifigkeit (Rigor) treten auf nur einer Körperseite auf. Es kommt zu keinen oder nur geringfügigen funktionellen Beeinträchtigungen im Alltag.
- Stadium 1.5: Diese Zwischenphase zeigt immer noch eine einseitige Symptomatik, aber die Beschwerden breiten sich aus entlang einer Körperhälfte (axiale Beteiligung).
- Stadium 2: Die typischen Symptome treten nun auf beiden Körperseiten auf. Das Gleichgewicht ist im zweiten Stadium noch intakt und auch die Alltagstauglichkeit kann einigermaßen bewerkstelligt werden, es fällt jedoch etwas schwerer.
- Stadium 2.5: Beidseitige Symptome (z. B. leichte Haltungsinstabilität) sind vorhanden, können beim Zugtest aber ausgeglichen werden. Bei einem Zugtest prüfen Untersucher:innen die Standunsicherheit, indem sie den Patient:innen (vorsichtig) ruckartig an den Schultern nach-vorne oder nach-hinten ziehen, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.
- Stadium 3: In dieser Phase treten leichte bis mäßige Schwierigkeiten auf beiden Seiten auf, zum Beispiel beim Stehen oder Gehen. Es besteht zudem eine leichte Haltungsinstabilität mit einer erhöhten Gefahr für Stürze. Betroffene können sich zwar körperlich noch unabhängig von Hilfsmitteln bewegen, die alltäglichen Aktivitäten sind aber schon deutlich beeinträchtigt.
- Stadium 4: Phase vier markiert das fortgeschrittene Stadium von Parkinson. Hier entstehen starke Bewegungseinschränkungen. Patient:innen können möglicherweise noch gehen und stehen, beides wird jedoch sehr schwierig. Viele Betroffene benötigen nun Hilfsmittel zum Gehen oder Unterstützung im Alltag, weil die Selbstständigkeit immer stärker eingeschränkt wird.
- Stadium 5: In dieser Spätphase sind Patient:innen auf fremde Hilfe angewiesen, benötigen einen Rollstuhl oder sind bettlägerig. Ohne Hilfe können sie sich nicht bewegen oder einfache Alltäglichkeiten bewältigen.
Kritik an der Hoehn-und-Yahr-Skala
So einfach die Anwendung der Hoehn- und Yahr-Skala für die Einordnung der motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit auch sein mag, bleibt sie nicht ohne Kritik. Ganz oben auf der Liste der Kritiker:innen steht die mangelnde Berücksichtigung der nicht-motorischen Symptome. Denn die Hoehn- und Yahr-Skala befasst sich nur mit motorischen Symptomen wie Tremor, Rigor und Gleichgewichtsstörungen.
Dieser Fokus wird der komplexen Krankheit nicht gerecht, denn die nicht-motorischen Beschwerden wie beispielsweise Schlafprobleme, Verdauungsstörungen, Gedächtnisprobleme oder depressive Verstimmungen treten ebenfalls häufig auf und beeinträchtigen das Leben mit Parkinson teilweise genauso stark wie die motorischen Beschwerden.
Vernachlässigung der Frühsymptome
Die Vernachlässigung der nicht-motorischen Symptome führt auch dazu, dass erste Anzeichen (Frühwarnzeichen) der Parkinson-Krankheit wie eine veränderte Geruchswahrnehmung (Riechstörungen), Sehstörungen, Verstopfung, Depressionen oder eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung nicht mit Parkinson in Zusammenhang gebracht werden. Dabei wäre eine frühe Diagnose so wichtig für eine zeitnahe Behandlung.
Vernachlässigung der individuellen Symptom-Vielfalt und Lebensqualität
Ein weiterer Kritikpunkt an der Hoehn- und Yahr-Skala: innerhalb der Stadien werden keine weiteren Differenzierungen unternommen. Die Symptome der Parkinson-Krankheit sind nach Art, Entwicklung und Ausprägung bei jedem Menschen individuell verschieden. Die Skala zeigt jedoch nur eine grobe Einteilung und ist zu ungenau – auch was die Lebensqualität anbelangt, die zudem bei Parkinson-Patient:innen ganz unterschiedlich eingeschränkt sein kann.
Gut zu wissen: Falls Sie sich jetzt zu Recht fragen, warum die Hoehn- und Yahr-Skala überhaupt noch für diagnostische Zwecke eingesetzt wird, wenn sie doch in vielen Belangen zu ungenau ist: Sie stellt immer noch ein einfaches klinisches Instrument zur Erfassung der motorischen Symptome nach Schweregraden dar. Und sie findet Anwendung in der sogenannten Bewertungsskala MDS-UPDRS, die wiederum entwickelt wurde, um die vielen verschiedenen Aspekte der Parkinson-Krankheit zu bewerten, darunter auch die nicht-motorischen Beeinträchtigungen des täglichen Lebens.
MDS-UPDRS-Bewertungsskala
Die Hoehn- und Yahr-Skala fließt auch in die sogenannte MDS-UPDRS ein. UPDRS steht für “Unified Parkinson’s Disease Rating Scale“ (Skala zur Verlaufsbeobachtung bei Morbus Parkinson) und die Abkürzung MDS für “Movement-Disorder-Society” (Gesellschaft für Bewegungsstörungen). Die MDS gibt auch Diagnosekriterien für die Parkinson-Krankheit vor. Es handelt sich um eine einheitliche Bewertungsskala, um den Verlauf der Parkinson-Krankheit genauer zu verfolgen.
Während die Hoehn-Yahr-Skala eher nur eine grobe Stadieneinteilung aufgrund der motorischen Beeinträchtigung vornimmt und die nicht-motorischen Symptome außer Acht lässt, umfasst die MDS-UPDRS eben auch die vielen nicht-motorischen Beeinträchtigungen und andere Aspekte der Krankheit.
MDS-UPDRS-Bewertungsskala: die wichtigsten Kriterien
Die MDS-UPDRS-Bewertungsskala ist inzwischen die am häufigsten verwendete Skala in der klinischen Diagnostik der Parkinson-Krankheit. Sie besteht aus mehreren Abschnitten und beleuchtet verschiedene Aspekte von Morbus Parkinson.
Die MDS-UPDRS-Skala erfasst folgende Bereiche der Parkinson-Krankheit:
- Kognitive Funktionen, Verhalten und Stimmung: Intellektuelle Einschränkung, Denkstörungen als Folge von Demenz oder Medikamenten-Intoxikationen, Depression, Motivation und Initiative.
- Beschwerden und Aktivitäten des täglichen Lebens (gegliedert in ON-/OFF-Perioden): Sprache (Sprechstörungen), Speichelsekretion, Schlucken (Schluckstörungen), Handschrift (Mikrographie), Umgang mit Speisen und Utensilien, Anziehen, Hygiene, Umdrehen im Bett, Bettwäsche zurechtziehen, Fallen (unabhängig von Starre), Erstarren beim Gehen (Freezing), Laufen, Tremor, sensorische Beschwerden durch Parkinson.
- Motorische Untersuchungen: Gesichtsausdruck (z. B. Maskengesicht), Ruhetremor, Aktions- oder Haltungstremor, Rigidität, Fingerklopfen, Handbewegungen, Aufstehen vom Stuhl, Haltung, Gang, Haltungsstabilität, Bradykinesie und Hypokinesie des Körpers.
- Komplikationen der Behandlung: Dyskinesien und anderweitige Komplikationen (Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen, orthostatische Symptome wie Schwindel, Benommenheit, Verwirrtheit)