Über Parkinson
Ursachen
Symptome
Diagnose
Verlauf
Behandlung
Medikamentöse Behandlung
Gerätegestützte Behandlung
Unterstützende Therapien
Leben mit Parkinson
Ernährung
Sport und Bewegung
Hilfsmittel
Parkinson-Zentren
Schluckstörungen stellen eine große Belastung und Gefahr für Menschen mit Parkinson dar. Genussvolles Essen und Trinken – was für andere selbstverständlich ist – wird für Betroffene und deren Angehörige zu einem Thema. In diesem Artikel erfahren Sie die Ursachen, die hinter Schluckstörungen bei Parkinson stehen. Zudem geben wir Ihnen hilfreiche Tipps und Behandlungsmöglichkeiten an die Hand, die den Umgang mit Schluckproblemen erleichtern können – für mehr Sicherheit und Genuss beim Essen und Trinken.
Eine Dysphagie bezeichnet die Unfähigkeit, Speichel, Flüssigkeiten oder Speisen zuverlässig vom Mund durch die Speiseröhre in den Magen zu befördern. Schluckstörungen bei Parkinson treten meist erst im mittleren oder späten Stadium der Erkrankung auf. Sie entstehen durch die schrittweise Beeinträchtigung der Muskelfunktion, die für das Schlucken notwendig ist. So ist auch die koordinierte Zusammenarbeit der Muskeln im Mund- und Rachenbereich betroffen. Das bedeutet, dass der komplexe Prozess des Schluckens, der normalerweise automatisch erfolgt, zu einer großen Anstrengung werden kann.
Der Schluckvorgang ist ein komplexer, koordinierter Prozess, der in verschiedene Phasen unterteilt ist. Bei Menschen mit Parkinson können in jeder dieser Phasen Schluckstörungen auftreten, je nachdem, welche Muskeln und Nerven betroffen sind. Die vier Hauptphasen beim Schlucken sind:
Diese verschiedenen Phasen des Schluckens verdeutlichen, wie komplex der Schluckvorgang ist und wie wichtig die reibungslose Zusammenarbeit unserer Muskeln und Nerven. Die Phasen machen auch deutlich, wie vielfältig die möglichen Probleme bei Parkinson in diesem Bereich sein können.
Wussten Sie, dass wir bis zu 1000 Mal am Tag schlucken? Beim Essen, Trinken oder sogar im Schlaf – unser Körper führt den erstaunlichen Vorgang des Schluckens ganz automatisch aus. Über 100 Muskeln arbeiten dabei wie ein perfekt eingespieltes Orchester zusammen. Die Instrumente: Wangen, Lippen, Kiefer, Zunge, Gaumen, Rachen, Kehlkopf und Speiseröhre. Doch schon eine kleine Störung kann dieses komplexe Zusammenspiel empfindlich stören.
Beim Essen, Trinken oder sogar im Schlaf – unser Körper führt den erstaunlichen Vorgang des Schluckens ganz automatisch aus. Über 100 Muskeln arbeiten dabei wie ein perfekt eingespieltes Orchester zusammen. Die Instrumente: Wangen, Lippen, Kiefer, Zunge, Gaumen, Rachen, Kehlkopf und Speiseröhre. Doch schon eine kleine Störung kann dieses komplexe Zusammenspiel empfindlich stören.
Die Ursache für Schluckstörungen liegt im Kern selbst der Parkinson-Erkrankung. Bei Parkinson kommt es zum Abbau von Nervenzellen, insbesondere in der Substantia nigra – einem Bereich im Gehirn, der Dopamin produziert. Als Botenstoff steuert Dopamin Signale für unsere Bewegungsabläufe. Ein Mangel an Dopamin beeinträchtigt daher die Bewegungskoordination, was sich nicht nur auf Arme und Beine auswirkt, sondern auch auf die Muskeln, die für das Schlucken zuständig sind. Dabei spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle:
Eine Schluckstörung ist unter den Parkinson-Symptomen nicht immer leicht erkennbar und wird daher oft auch nicht im vollen Ausmaß wahrgenommen. Sie zeigen sich zunächst dadurch, dass das Schlucken von festen Nahrungsmitteln und Getränken zunehmend schwieriger wird. Dies zeigt sich oft in typischen Symptomen wie häufigem Verschlucken beim Essen oder Trinken, Husten während oder nach dem Essen, oder einem Gefühl, dass Speisen im Hals “stecken bleiben“. Auch wiederholtes Räuspern kann ein Hinweis darauf sein, dass das Schlucken beeinträchtigt ist. Es ist außerdem wichtig, auf weitere Anzeichen zu achten. Dazu gehören folgende Symptome:
Direkte Symptome während oder nach dem Schlucken sind ebenfalls wichtige Warnzeichen für eine Dysphagie:
Wenn Sie als Betroffene:r oder als Angehörige:r diese Hinweise bemerken, können Sie aktiv zur Linderung der Schluckbeschwerden beitragen und die Gefahr von Komplikationen reduzieren.
Schluckstörungen bei Parkinson können Risiken mit sich bringen, da sie die Nahrungsaufnahme erschweren und die Gefahr besteht, dass Nahrung oder Flüssigkeiten in die Atemwege gelangen. Eine der gefährlichsten Folgen der Dysphagie ist die versehentliche Aspiration von Speisen, Speichel oder Flüssigkeiten in die Lunge. Denn sie kann zu einer Lungenentzündung, einer sogenannten Aspirationspneumonie, führen. Diese Komplikation ist besonders gefürchtet, da sie lebensbedrohlich sein kann.
Neben dem Risiko einer Lungenentzündung beeinträchtigt eine Schluckstörung oft auch die Verdauung, da die reduzierte Nahrungsaufnahme und der verlangsamte Schluckprozess die allgemeine Gesundheit negativ beeinflussen können. Eine unzureichende Nahrungsaufnahme hat viele weitere Konsequenzen, die für Betroffene belastend sein können. Dazu gehören:
Das Erkennen von Schluckstörungen bei Morbus Parkinson ist ein wichtiger Schritt, um rechtzeitig unterstützende Maßnahmen zu ergreifen. Die frühzeitige Diagnose kann helfen, Risiken wie das Verschlucken und damit verbundene Komplikationen zu verringern. Wenn Hinweise auf eine Schluckstörung vorliegen, kann eine umfassende Diagnostik sinnvoll sein. Diese umfasst in der Regel eine Anamnese und eine klinische Untersuchung.
Diese Diagnosemethoden bieten eine wichtige Grundlage, um den Schluckvorgang bestmöglich zu verstehen und individuelle, therapeutische Ansätze zu entwickeln, die Ihre Lebensqualität verbessern und Ihnen ein sicheres Essen und Trinken ermöglichen.
Schluckstörungen bei Parkinson können den Alltag stark beeinflussen. Essen und Trinken wird plötzlich zur Herausforderung, Genuss und Wohlbefinden treten in den Hintergrund. Doch es gibt vielfältige therapeutische Ansätze, die Ihnen helfen können, den Schluckvorgang zu erleichtern und sicherer zu gestalten. Durch gezielte Übungen, unterstützende Techniken und gegebenenfalls Anpassungen in der Ernährung lassen sich viele Schwierigkeiten beim Schlucken lindern. Die folgenden Behandlungsansätze – vom medizinischen Fachpersonal bis hin zu Tipps für den Alltag – zeigen, dass Sie mit der richtigen Unterstützung und Eigeninitiative Ihre Lebensqualität trotz Schluckproblemen bewahren und wieder genussvoller essen und trinken können.
Die nicht-medikamentöse Therapie bei Schluckstörungen richtet den Fokus hauptsächlich auf die Bereiche der Logopädie und Ernährungsberatung. Der Fachbereich der Logopädie bietet bei Schluckstörungen gezielte Übungen an, die durch regelmäßiges Training die Schluckmuskulatur trainieren und die Koordination verbessern können. Ernährungsberater:innen können bei Schluckstörungen wertvolle Tipps geben, um sicherzustellen, dass trotz der Einschränkungen eine ausgewogene Ernährung gewährleistet bleibt. Zu den Möglichkeiten der nicht-medikamentösen Behandlung von Schluckstörungen bei Parkinson gehören zum Beispiel:
Schlucktechnik: Supraglottisches Schlucken Menschen mit Parkinson erleben häufig eine beeinträchtigte Koordination von Atem- und Schluckbewegungen und atmen nach dem Schlucken ein, anstatt auszuatmen, was das Risiko einer Aspiration erhöht. Die Technik des “Supraglottischen Schluckens“ kann dann helfen, diese Abfolge zu stabilisieren. Die Supraglottis ist der oberste Abschnitt unseres Kehlkopfs (Larynx). Das Ziel des supraglottischen Schluckens ist es, einen bewussten Verschluss der Stimmritze (Glottisschluss) zu erreichen, indem der Atem während des Schluckvorgangs angehalten wird. Achten Sie darauf, zwischen dem Schlucken keinen Atemzug zu nehmen! Üben Sie diese Technik unbedingt ohne Nahrung im Mund: Neigen Sie das Kinn zur Brust. Atmen Sie tief durch die Nase ein und halten Sie die Luft an. Schlucken Sie, ohne die Luft freizugeben. Husten Sie unmittelbar nach dem Schlucken. Führen Sie anschließend ein leeres Schlucken aus.
Menschen mit Parkinson erleben häufig eine beeinträchtigte Koordination von Atem- und Schluckbewegungen und atmen nach dem Schlucken ein, anstatt auszuatmen, was das Risiko einer Aspiration erhöht. Die Technik des “Supraglottischen Schluckens“ kann dann helfen, diese Abfolge zu stabilisieren. Die Supraglottis ist der oberste Abschnitt unseres Kehlkopfs (Larynx). Das Ziel des supraglottischen Schluckens ist es, einen bewussten Verschluss der Stimmritze (Glottisschluss) zu erreichen, indem der Atem während des Schluckvorgangs angehalten wird. Achten Sie darauf, zwischen dem Schlucken keinen Atemzug zu nehmen! Üben Sie diese Technik unbedingt ohne Nahrung im Mund:
Medikamente wie Levodopa, die den Dopaminspiegel im Gehirn erhöhen, können viele Parkinson-Symptome lindern. Ob diese Medikamente auch die Schluckstörungen direkt beeinflussen, hängt jedoch von Ihrem individuellen Krankheitsverlauf ab. Die medikamentöse Therapie wird daher stets an Ihre persönliche Situation angepasst.
Ein noch recht neuer, innovativer Therapieansatz bei Parkinson-Patient:innen können Injektionen von Botulinumtoxin sein. Die Behandlung kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn Betroffene unter vermehrtem Speichelfluss (Sialorrhoe) aufgrund einer reduzierten Schluckfrequenz leiden. Botulinumtoxin, auch unter dem Namen Botox bekannt, wird gezielt in die großen Speicheldrüsen injiziert. Dadurch soll die Speichelproduktion reduziert und somit das Risiko von Aspirationen und Lungenentzündungen verringert werden.
Die Behandlung ist seit 2019 in Deutschland für chronische Sialorrhoe zugelassen, und die Kosten werden oft von den Krankenkassen übernommen.
Wenn das Schlucken von Speisen und Flüssigkeiten zunehmend schwerer wird, können viele Anpassungen im Alltag helfen, das Schlucken zu erleichtern und das Risiko von Verschlucken zu minimieren.