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Werfen Sie gemeinsam mit uns einen Blick auf die häufigsten Ursachen des Ruhetremors und auch darauf, wie er zu erkennen ist und welche Therapien zum Einsatz kommen können.
Als Ruhetremor bezeichnet man in der Medizin ein Zittern an den Gliedmaßen wie Armen oder Beinen, das von der betroffenen Person nicht beabsichtigt ist. Diese Bewegungsstörung tritt dann auf, wenn der Körper sich in Ruhe befindet und verschwindet oft wieder, sobald sich die Muskeln anspannen und der Körper in eine Aktion übergeht.
Dagegen nimmt das Zittern in der Regel an Fahrt auf, wenn die Betroffenen sich gestresst oder kognitiv stark gefordert fühlen. Der Ruhetremor ist zusammen mit Muskelsteifheit (Rigor) und Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) eines der Kardinalsymptome der Parkinson-Erkrankung.
Der Ruhetremor wird überwiegend an Händen und Armen von Patient:innen beobachtet – und zwar wenn die Person steht, sitzt oder geht und die Arme dabei komplett locker lässt. Seltener betrifft diese motorische Störung Kopf, Beine, den Kiefer, die Lippen oder das Kinn. Mit etwa vier bis sieben Hertz (Hz) hat der Ruhetremor eher eine langsame Schwingungszahl. Dagegen sind die Bewegungen beim Zittern eher groß und fallen dem Umfeld so deutlich ins Auge. Aus diesem Grunde wird der Ruhetremor auch als grobschlägiger Tremor bezeichnet. Die größeren Bewegungen und die hohe Sichtbarkeit machen ihn für Betroffene besonders unangenehm – im Gegensatz dazu wird ein feinschlägiger Tremor als weniger belastend erlebt.
In der Regel beginnt der Ruhetremor einseitig. Das bedeutet, zunächst bemerken ihn Betroffene nur an einer Hand und einem Arm. Mit der Zeit erfasst er aber auch die andere Körperseite, sodass dann auch der andere Arm und die andere Hand anfangen zu zittern.
Abgrenzung von anderen Tremor-Formen Der Ruhetremor hebt sich von den folgenden Tremor-Formen ab: Aktionstremor: Dieser Tremor ist zu beobachten, wenn Betroffene Bewegungen ausführen. So wird etwa das Trinken aus einem Wasserglas oder das Schreiben zu einer großen Herausforderung. Der Aktionstremor weist entweder eine größere Frequenz auf oder dieselbe wie der Ruhetremor. Haltetremor: Hier entsteht ein Zittern, wenn Betroffene die Arme gerade nach vorn strecken und halten oder wenn sie einen Gegenstand gegen die Schwerkraft halten. Die Geschwindigkeit ist ähnlich wie beim Aktionstremor. Intentionstremor: Bei dieser Form des Tremors zeigen Patient:innen das Zittern bei zielgerichteten Bewegungen, also wenn sie etwa mit der Hand ein festes Ziel anvisieren. Ein Beispiel ist das Greifen nach einem Glas Wasser oder das Berühren der eigenen Nase mit einem Finger. Das Charakteristische: Ausgerechnet kurz vor dem Ziel nimmt das Zittern nochmal an Intensität zu. Dieser Tremor ist oft langsamer frequentiert als der Ruhetremor oder gleich. Er ist ein zerebellärer Tremor, weil er meist durch Schäden oder Probleme im Kleinhirn ausgelöst wird.
Der Ruhetremor hebt sich von den folgenden Tremor-Formen ab:
Der Tremor in Ruhe kann auf verschiedene Ursachen zurückgehen. Dazu zählen neben Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit Schädigungen des Gehirns infolge von Kopfverletzungen, Medikamente oder schlicht Stress und Nervosität. Wir haben für Sie mögliche Ursachen für einen Ruhetremor zusammengetragen.
Auch durch Toxine können Dopamin-produzierende Nervenzellen im Gehirn mit der Zeit nachhaltig geschädigt werden. Dazu zählen beispielsweise Mangan (z. B. beim Rauchen von Crystal Meth und beim Schweißen freigesetzt), Kohlenmonoxid, Blei und Quecksilber (“sekundäres Parkinson-Syndrom”). Daneben haben Drogen wie Kokain, Amphetamine oder die Substanz MPTP (1-Methyl-4-Phenyl-1,2,3,6-Tetrahydropyridin), die bei der Herstellung von Heroin entsteht, den schädlichen Nebeneffekt, Nervenzellen unwiederbringlich zu zerstören und den Dopaminhaushalt durcheinanderzubringen. Dann ist ebenso ein Zittern der Hände oder Arme in Ruhe möglich.
Auch legale Substanzen, sogenannte Genussgifte, wie Nikotin, Alkohol und Koffein beziehungsweise der Entzug dieser Substanzen nach langem und hohem Konsum, können das dopaminerge System im Mittelhirn aus dem Gleichgewicht bringen und einen Ruhetremor in Gang setzen. Ebenso kann es infolge eines Entzugs von Alkohol und Nikotin zu einem unwillkürlichen Zittern in Ruhe kommen. Beim Alkoholentzug verursacht der plötzlich ausbleibende Alkohol eine Übererregung des Nervensystems, denn die entspannende Wirkung von GABA (Gamma-Aminobuttersäure) entfällt jetzt, während der Neurotransmitter Glutamat seine anregende Wirkung jedoch weiterhin aufrechterhält.
Nicht zuletzt gehen schwere Kopfverletzungen nach einem Unfall mit einem Ruhetremor einher, wenn die Bereiche, die unsere Bewegungen steuern (etwa die Basalganglien) in Mitleidenschaft gezogen wurden und auf diese Art die Wirkung des Dopamins beeinträchtigt wird.
Einige Medikamente haben ebenso manchmal einen Ruhetremor als Nebenwirkung zur Folge. Dies betrifft hauptsächlich Antipsychotika wie Haloperidol, einige Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen wie Domperidon, Lithium zur Behandlung bipolarer Störungen sowie Kalziumantagonisten zum Absenken eines hohen Blutdrucks.
Neben Parkinson und anderen Erkrankungen kann die Ursache für einen Ruhetremor aber auch außerhalb von körperlichen Problemen liegen. In dem Fall hat er dann psychische Ursachen wie Stress, Traumata oder anhaltende seelische Belastungen. Daneben kann der Ruhetremor im Zusammenhang mit Angststörungen oder einer Depression vorkommen. Diese Art des Ruhetremors wird auch psychogener Tremor genannt. All die genannten Faktoren können einen Ruhetremor sowohl auslösen als auch, wenn er schon vorhanden ist, noch weiter verstärken.
Eine der häufigsten Ursachen für ein Zittern der Hände in Ruhe ist ganz banaler Natur. Wenn wir frieren oder vor einer Prüfung nervös sind, können unsere Finger oder die Hände auch vor Kälte oder Aufregung anfangen zu zittern. Dieser Ruhetremor wird physiologischer Tremor genannt, weil er normal und nicht krankhaft ist und bis zu einem gewissen Grad bei jedem Menschen zuweilen in Erscheinung tritt. Auch ist es normal, dass die ausgestreckte Hand bei vielen Menschen leicht zittert. Diese Erscheinung zeigt lediglich, mit welcher Präzision das dopaminerge System im Mittelhirn die Muskeln austarieren und trotz Anspannung relativ ruhig halten kann.
Essentieller Tremor und orthostatischer Tremor Ein essentieller Tremor ist in der Regel kein Ruhetremor, sondern ein Zittern, das in der Hand etwa beim Halten eines Gegenstands auftritt (Haltetremor) oder ein Intentionstremor. Bei diesem Tremor tritt eine familiäre Häufung auf, was für eine genetische Komponente spricht. Die Ursache für diesen Tremor ist noch nicht in Gänze erforscht, man vermutet eine Störung im Kleinhirn. Interessant: Der Tremor bessert sich kurzzeitig, wenn Betroffene Alkohol trinken. Der orthostatische Tremor kommt überwiegend im Stand und in der Regel in den Beinen vor. Charakteristisch für diese Art des Zitterns ist, dass es sehr schnell ist. Betroffene fühlen sich unsicher auf ihren Beinen und können schnell stürzen, obwohl ihre Muskeln eigentlich stark genug sind. Im Gehen oder Sitzen verschwindet das Zittern dann wieder. Die Ursache dieses Tremors liegt noch weitgehend im Dunklen.
Ein essentieller Tremor ist in der Regel kein Ruhetremor, sondern ein Zittern, das in der Hand etwa beim Halten eines Gegenstands auftritt (Haltetremor) oder ein Intentionstremor. Bei diesem Tremor tritt eine familiäre Häufung auf, was für eine genetische Komponente spricht. Die Ursache für diesen Tremor ist noch nicht in Gänze erforscht, man vermutet eine Störung im Kleinhirn. Interessant: Der Tremor bessert sich kurzzeitig, wenn Betroffene Alkohol trinken.
Der orthostatische Tremor kommt überwiegend im Stand und in der Regel in den Beinen vor. Charakteristisch für diese Art des Zitterns ist, dass es sehr schnell ist. Betroffene fühlen sich unsicher auf ihren Beinen und können schnell stürzen, obwohl ihre Muskeln eigentlich stark genug sind. Im Gehen oder Sitzen verschwindet das Zittern dann wieder. Die Ursache dieses Tremors liegt noch weitgehend im Dunklen.
Um einen Ruhetremor zu diagnostizieren, wird zunächst ein ausführliches Gespräch mit einem Neurologen oder einer Neurologin geführt. Diese Fachärzt:innen können dann verschiedene Tests und Untersuchungen vornehmen beziehungsweise durchführen lassen.
Mit körperlichen Testungen finden Ärzt:innen heraus, wann der Tremor sich verschlechtert, etwa unter starker Konzentration, oder ob sich der Tremor in Bewegung bessert und es sich so um einen Ruhetremor handelt. Auch können sie etwa durch den Finger-Nasen-Test feststellen, ob ein Ruhetremor oder Intentionstremor vorliegt. Bei dem Test geht es um das zielgerichtete Führen des Zeigefingers an die eigene Nasenspitze. Daneben ermitteln die Fachärzt:innen die Schwingungszahl (Frequenz) sowie die Stärke der Zitterbewegung und können hier Aussagen zur Art des Tremors treffen. In einer sogenannten Tremoranalyse bringen sie in Erfahrung, ob es sich um einen Ruhetremor oder Haltetremor handelt. Dafür messen Ärzte mithilfe von Elektroden die Muskelaktivität ihrer Patient:innen.
Gehen die Ärzt:innen von der Diagnose Parkinson aus, gibt ein L-Dopa-Test Sicherheit. Klingt das Zittern nach der Einnahme von Levodopa ab, spricht das für die neurodegenerative Erkrankung. Ein Bluttest kann ermitteln, ob vielleicht doch nur Schilddrüsenhormone aus dem Lot geraten sind.
Zur Diagnose können auch bildgebende Verfahren wie die MRT (Magnetresonanztherapie) eingesetzt werden, um etwa eine Multiple Sklerose oder einen Schlaganfall ausschließen zu können. Ein sogenannter DAT-Scan-Test (Dopamin-Transporter-Szintigrafie) kann einen Dopaminmangel im Gehirn erkennen, der für Parkinson spricht. Ist im Test kein direkter Dopaminmangel festzustellen, kann auch ein sekundäres Parkinson-Syndrom vorliegen, möglicherweise ausgelöst etwa durch einen Schlaganfall, ein Medikament oder ein Toxin.
In der Therapie eines Ruhetremors bezieht man verschiedene Ansätze zur Linderung des Zitterns mit ein. Je nach zugrundeliegender Ursache sieht die Behandlung anders aus. Bei einer Erkrankung wie Parkinson steht die medikamentöse Behandlung im Vordergrund, zum Beispiel mit Levodopa (L-Dopa), in manchen Fällen ist auch eine Operation erforderlich. Daneben können eine Physiotherapie und Ergotherapie den Betroffenen helfen, das Zittern zu lindern und besser damit zurechtzukommen.
Wird der Ruhetremor durch die Parkinson-Krankheit ausgelöst, können folgende Medikamente das Zittern beruhigen:
Ist der Ruhetremor nicht Parkinson-bedingt, werden je nach Ursache zum Beispiel folgende Medikamente eingesetzt:
Ist das Zittern zu stark, wie oft bei einem fortgeschrittenen Parkinson, kann eine Operation die erhoffte Linderung bringen. Dieses operative Verfahren wird in der Regel in Kombination mit Medikamenten angewendet. Bei einer Tiefen Hirnstimulation (THS) zum Beispiel verlegen Ärzte einem Patienten oder einer Patientin operativ eine Elektrode ins Gehirn, die über ein Kabel mit einer hinter dem Brustbein implantierten Batterie verbunden ist und mithilfe schwacher elektrischer Impulse regelmäßig das Bewegungszentrum im Gehirn stimuliert. So kann die Entstehung des Zitterns relativ zuverlässig verhindert oder das Zittern häufig zumindest deutlich reduziert werden. Dieses operative Verfahren kommt erst dann zum Einsatz, wenn Medikamente allein nicht mehr den gewünschten Erfolg bringen.
Ein noch recht neues Verfahren ist die Behandlung eines Ruhetremors bei Parkinson mit Ultraschallwellen, die sogenannte “MRT-gestützte fokussierte Ultraschallbehandlung“ (MR-gFUS). Dieser Therapieansatz hat inzwischen eine offizielle Zulassung zur Therapie von Parkinson erhalten. Während der Behandlung liegt ein Patient oder eine Patientin in einem Kernspintomografen. Mithilfe einer MRT-Bildgebung werden Ultraschallwellen dann millimetergenau auf die erkrankten Gehirnzellen gerichtet, die speziell den Tremor auslösen. Die Ultraschallwellen werden stark gebündelt und erreichen so eine Temperatur von etwa 60 Grad Celsius. Dies lässt die geschädigten Nervenzellen absterben, wodurch das Zittern letztlich zurückgehen kann.
Mit speziellen Übungen aus der Physiotherapie können Sie Ihre Muskeln stärken und die Feinmotorik trainieren, sodass die Auswirkungen des Zitterns möglichst minimal bleiben. Im Fokus steht das Training langsamer und ausladender Bewegungen, damit zum Beispiel im Alltag das Greifen nach einem Glas Wasser besser klappt. Mit geeigneten physiotherapeutischen Übungen können viele Patient:innen ihre Bewegungen wieder besser kontrollieren.
Auch in der Ergotherapie erlernen Sie Übungen und Methoden, um im Alltag besser mit dem störenden Zittern in den Händen zurechtzukommen. Ergotherapeut:innen können Sie auch zu geeigneten Hilfsmitteln für den Alltag beraten, mit denen bestimmte Bewegungen leichter fallen. Neben speziellem, beschwertem Besteck sind hier Kleidungsstücke mit Klettverschlüssen oder magnetischen Knöpfen, spezielle Socken-Anziehhilfen, Becher mit Deckel oder Anti-Tremor-Handschuhe zu nennen – alles Dinge, die Betroffenen das tägliche Leben in den eigenen vier Wänden erleichtern.
Ein ausgeprägter Ruhetremor, wie ihn viele Parkinson-Patient:innen erleben, kann das Leben sehr stark beeinträchtigen und mit der Zeit auch seelisch sehr belasten. Um den Leidensdruck bei ausgeprägteren Tremor-Formen etwas zu mildern, kann eine Psychotherapie oder auch eine Selbsthilfegruppe große Dienste leisten. In der Psychotherapie werden oft Techniken erlernt, um besser mit dem Zittern umzugehen und Ängste, die damit im Zusammenhang stehen, abzubauen und so den sozialen Rückzug zu vermeiden. In einer Selbsthilfegruppe finden Betroffene oft eine Gemeinschaft, die ihnen Halt gibt. Sie fühlen sich hier gehört und verstanden. Zudem können sie sich hier austauschen, sich gegenseitig Trost spenden und mit praktischen Tipps versorgen.