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Was aber können Betroffene tun, wenn sich im Rahmen von Parkinson eine Inkontinenz entwickelt? Erfahren Sie hier alles über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten für Blasenfunktionsstörungen und Inkontinenz bei Parkinson.
Allgemein verstehen Mediziner:innen unter Inkontinenz die fehlende oder mangelnde Fähigkeit, Urin (Harninkontinenz) oder auch Stuhl (Stuhlinkontinenz) kontrolliert abzugeben oder zu halten. Inkontinenz tritt häufig als Begleitsymptom einer Grunderkrankung auf, wie zum Beispiel im Rahmen von Parkinson oder einer Vergrößerung der Prostata (Prostatahyperplasie). Betroffene können die Blase dann im Verlauf der Erkrankung nicht mehr bewusst steuern und kontrollieren. Harninkontinenz wird auch als Blasenschwäche oder Urininkontinenz bezeichnet.
Für viele Menschen ist Inkontinenz ein Tabuthema. Es wird ungern darüber gesprochen. Bei Verdacht auf eine mögliche Blasenfunktionsstörung sollte das Problem jedoch unbedingt bei dem behandelnden Arzt oder der Ärztin thematisiert werden. So können verschiedene Behandlungen in die Wege geleitet werden, die das Leben mit Parkinson und die damit einhergehenden Blasenbeschwerden erleichtern.
Blasenfunktionsstörungen und eine Harninkontinenz sind eine häufige Folge der Parkinson-Erkrankung. Aber wie oft treten die Probleme bei Parkinson auf? Es ist nicht einfach, genaue Aussagen zu treffen, denn die Angaben der Deutschen Kontinenz Gesellschaft (DKG) klaffen weit auseinander und liegen zwischen 40 und 90 Prozent. Die Daten hängen davon ab, ob Patient:innen nur befragt wurden oder ob auch eine ärztliche Untersuchung für die Diagnose stattfand.
Einigkeit besteht darin, dass die Wahrscheinlichkeit von Blasenfunktionsstörungen und Harninkontinenz zunimmt, je länger Parkinson besteht und je älter die Betroffenen werden. Blasenbeschwerden können sowohl zu Beginn der Parkinson-Erkrankung als auch zu einem späteren Zeitpunkt auftreten. Zu Beginn des Krankheitsverlaufs leiden aber nur wenige unter den Symptomen, im mittleren Stadium haben etwa 50 Prozent mit einer Blasenschwäche zu kämpfen und im fortgeschrittenen Stadium sind fast alle Patient:innen betroffen.
Bei Morbus Parkinson können sich drei Formen von Blasenfunktionsstörungen zeigen:
Warum kann eine Krankheit wie Parkinson zu einer Inkontinenz führen? Der Grund dafür liegt in der Parkinson-typischen Störung des Gehirns. Dort sterben Nervenzellen ab, die den Botenstoff Dopamin bilden, der wiederum auf bestimmte Hirnareale wirkt und so die Muskeln und damit unsere Bewegungen steuert. Durch Störungen des Dopaminstoffwechsels im zentralen Nervensystem, die zu klassischen Bewegungsstörungen wie Tremor, Bradykinese, Rigor und Haltungsinstabilität führen, kommt es bei einem starken Dopaminmangel auch zu Beeinträchtigungen des autonomen, vegetativen Nervensystems. Mögliche Folgen können dann Symptome wie Schluckstörungen, Magen-Darm-Störungen (z. B. Verstopfung), Schlafstörungen, Störungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Blasen- und Darmfunktionsstörungen sein.
Bei Parkinson entstehen Blasenfunktionsstörungen wie Harndrang und Dranginkontinenz dadurch, dass die Aktivität des Blasenmuskels erhöht ist, weil die hemmende Wirkung von Dopamin immer mehr verloren geht und damit auch die Steuerung und Kontrolle der Blasenfunktion. Normalerweise gehen wir erst auf die Toilette, wenn wir “müssen”. Fehlt Dopamin, verspüren wir schon einen Harndrang, wenn die Blase noch gar nicht richtig gefüllt ist und diesen Drang können wir dann nicht mehr unterdrücken.
Drei verschiedene Formen können hinsichtlich der Ursache und Entstehung von Blasenproblemen bei Parkinson unterschieden werden:
Gut zu wissen: Bei Morbus Parkinson ist es nicht immer eindeutig, ob die Blasenstörungen durch die Grunderkrankung, durch Medikamente oder unabhängig davon auftreten. Daher ist es wichtig, die möglichen Ursachen für die Blasen-Symptome von Fachärzt:innen abklären zu lassen, die dann eine entsprechende, individuelle Behandlung der Blasenfunktionsstörungen einleiten können.
Parkinson, Blasenfunktionsstörungen und das Alter Blasenprobleme gehören zu den häufigen Beschwerden im Alter, die ganz unabhängig von Parkinson auftreten können. Bei Parkinson-Patient:innen stehen jedoch die Krankheit und die vielen Medikamente als mögliche Ursachen im Vordergrund für Harndrang und Inkontinenz. Hinzu kommt, dass die altersbedingten Blasenbeschwerden bei Menschen mit Parkinson zusätzlich von den neurologisch-bedingten Blasenstörungen verstärkt werden. Geschlechtsspezifische Unterschiede Bei älteren Männern kann eine Prostatavergrößerung die Beschwerden auslösen und verstärken, bei Frauen ist es hingehen häufiger eine Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, die als verstärkender Faktor hinzukommt. Bei einer Belastungsinkontinenz kommt es zu einem unfreiwilligen Harnverlust bei normalen Alltagsaktivitäten wie bei Bewegungen, Sport oder Treppensteigen. Auch Husten, Niesen und Lachen kann dazu beitragen.
Blasenprobleme gehören zu den häufigen Beschwerden im Alter, die ganz unabhängig von Parkinson auftreten können. Bei Parkinson-Patient:innen stehen jedoch die Krankheit und die vielen Medikamente als mögliche Ursachen im Vordergrund für Harndrang und Inkontinenz. Hinzu kommt, dass die altersbedingten Blasenbeschwerden bei Menschen mit Parkinson zusätzlich von den neurologisch-bedingten Blasenstörungen verstärkt werden.
Bei älteren Männern kann eine Prostatavergrößerung die Beschwerden auslösen und verstärken, bei Frauen ist es hingehen häufiger eine Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, die als verstärkender Faktor hinzukommt. Bei einer Belastungsinkontinenz kommt es zu einem unfreiwilligen Harnverlust bei normalen Alltagsaktivitäten wie bei Bewegungen, Sport oder Treppensteigen. Auch Husten, Niesen und Lachen kann dazu beitragen.
Etwa zwei von drei Parkinson-Patient:innen bekommen es im Laufe der Erkrankung mit Blasenproblemen oder einer Inkontinenz zu tun. Zwei Faktoren tragen dazu bei, dass sich die Blasen-Symptome bei Parkinson verstärken können. Erstens sorgt die Parkinson-bedingte überaktive Blase für einen permanenten Harndrang, zweitens erschweren die Bewegungsstörungen den Gang zur Toilette oder machen das rechtzeitige Erreichen unmöglich.
Am meisten leiden Betroffene unter dem ständigen, starken Harndrang. Tagsüber und nachts müssen sie die Toilette aufsuchen und Wasser lassen. Trotzdem gehen nur wenige Mengen Urin ab. In Verbindung mit der Parkinson-Krankheit zeigen sich folgende Symptome einer Blasenfunktionsstörung – ein kleiner Überblick:
Auch wenn es den meisten Betroffenen nicht leicht fällt: Wenn Sie erste Symptome einer beginnenden Blasenstörung bemerken oder eventuell schon unter einer Inkontinenz leiden, sprechen Sie mit einem Facharzt oder einer Fachärztin für Neuro-Urologie über das Problem. Der Bereich der Neuro-Urologie beschäftigt sich mit Störungen der Harnblase, des Darms und der Sexualfunktion bei neurologischen Erkrankungen. Die Diagnose ist wichtig, um eine individuelle Behandlung einzuleiten.
Fester Bestandteil für die Diagnostik der Blasenstörungen sind die Symptombeschreibung der Patient:innen, eine Anamnese und eine körperliche Untersuchung.
Zur Vorbereitung des ersten Arzttermins ist es hilfreich, ein sogenanntes Miktionstagebuch, Blasentagebuch oder Trinkprotokoll zu führen und die Symptome rund um das Wasserlassen darin zu dokumentieren. Das Tagebuch ist eine wichtige Basis für die Diagnosestellung und Behandlung der Harninkontinenz. Folgende Informationen sollten Sie unter anderem erfassen:
Gut zu wissen: Im Internet können Sie sich Vorlagen eines Miktionstagebuchs mit Trinkprotokoll als PDF kostenfrei herunterladen. Das Tagebuch führen Sie über einen Zeitraum von drei Tagen bis zu zwei Wochen. Tragen Sie gleich nach dem Trinken und Harnlassen die Informationen in das Tagebuch ein, um ungenaue Notizen zu vermeiden.
Wertvolle Informationen für die Diagnose und Behandlung bietet auch eine detaillierte Auflistung aller eingenommenen Medikamente, denn nicht wenige Medikamente können als Nebenwirkung Blasenprobleme und Blasenentleerungsstörungen hervorrufen. Da bei einer Erkrankung wie Parkinson viele verschiedene Symptome auftreten können, die möglicherweise medikamentös behandelt werden, dürfte die Liste der Arzneien lang sein. Zu den Medikamenten, die den Blasenmuskel beeinträchtigen können, gehören unter anderem manche Antidepressiva, Beruhigungsmittel, starke Schmerzmittel und Betäubungsmittel, entwässernde Medikamente wie Diuretika, Blutdrucksenker oder Parkinson-Medikamente.
Kommen Medikamente als Ursache für die Inkontinenz bei Parkinson infrage, können behandelnde Ärzt:innen überprüfen, ob die Einnahme zwingend notwendig ist. Eventuell können Medikamente ausgetauscht oder die Einnahme auf kleinere Einzeldosen verändert werden. Welche Maßnahmen eingesetzt werden, hängt immer auch von verschiedenen Faktoren ab.
Im Anschluss an die ausführliche Anamnese mit Auswertung des Miktionstagebuchs können weitere körperliche Untersuchungen zum Einsatz kommen. Dazu gehören bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen, um unter anderem festzustellen, ob Resturin in Ihrer Blase ist, nachdem Sie auf der Toilette waren, eine Harnstrahlmessung und eine Blasendruckmessung oder auch eine Blasenspiegelung.
Ist die Diagnose für die Blasenfunktionsstörung bei Parkinson gestellt, können eine medikamentöse Therapie oder nicht medikamentöse Maßnahmen zur Behandlung zum Einsatz kommen. Ganz wichtig: Bitte keinesfalls die tägliche Trinkmenge reduzieren, um unwillkürlichen Harnverlust zu vermeiden! Ausreichend Flüssigkeit am Tag ist für jeden Menschen wichtig – ob mit oder ohne Parkinson. Die Therapiemöglichkeiten richten sich nach den Ursachen, den auftretenden Symptomen und dem Grad der Beeinträchtigung.
Gut zu wissen: Die Aufklärung über die Ursachen und verstärkenden Faktoren sowie über die Häufigkeit der Blasenprobleme bei Parkinson wird von Patent:innen oft als erleichternd empfunden, weil sie sich dadurch nicht mehr so alleine mit dem Problem fühlen.
Auch bei Blasenfunktionsstörungen und Inkontinenz im Rahmen von Morbus Parkinson steht die medikamentöse Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. Oft wirkt sich die Parkinson-Behandlung zur Verbesserung der Mobilität auch positiv auf die Blasenprobleme aus. Für die richtige Einstellung der Medikamente ist die Zusammenarbeit zwischen Neurolog:innen und Urolog:innen besonders wichtig. Die Behandlung der Blasenprobleme muss unbedingt mit der Parkinson-Therapie abgestimmt werden.
Um Blasenprobleme bei Parkinson zu lindern, können verschiedene Arzneien eingesetzt werden. Häufig finden sogenannte krampflösende Anticholinergika zur Entspannung der glatten Muskulatur bei Harninkontinenz Anwendung. Um eine überaktive Blase zu beruhigen, können auch krampflösende Medikamente über eine sogenannte Instillationstherapie verabreicht werden. Dabei werden flüssige Arzneimittel direkt in die Harnblase eingeträufelt.
Gut zu wissen: Parkinson-Patient:innen nehmen eine Vielzahl anderer Medikamente ein. Medikamente gegen Blasenstörungen können die Wirkung der Parkinson-Mittel stören oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Umgekehrt können auch Parkinson-Arzneien die Blasenfunktion verschlechtern. Daher ist für eine optimale Therapie die enge Zusammenarbeit zwischen Urolog:innen und Neurolog:innen auch so wichtig.
Mit der richtigen Kleidung, einem guten Trinkverhalten und einem Toilettentraining können Sie die Blasenprobleme positiv beeinflussen:
Nächtlicher Harndrang (Nykturie): Was können Sie tun? Die Nacht wird mehrfach unterbrochen, der Schlaf ist gestört: Nächtlicher Harndrang kann sehr belastend sein. Im Zusammenhang mit Parkinson, Steifigkeit und eingeschränkter Beweglichkeit wäre möglicherweise eine Anpassung der Parkinson-Medikamente angezeigt, z. B. könnten Sie abends lang wirkende Mittel einnehmen und so die Blase beruhigen. Was Sie außerdem tun können: Trinkmenge am Abend reduzieren und lieber über den Tag verteilen. Regelmäßig die Blase vor dem Zubettgehen entleeren. Nach ärztlicher Absprache können Sie Medikamente wie z. B. Anticholinergika einnehmen, die eine beruhigende Wirkung auf die Blase entfalten. Gut zu wissen: Verbessern diese Maßnahmen den nächtlichen Harndrang nicht, können eventuell auch andere Ursachen wie z. B. eine Blasenentzündung oder eine Herzschwäche infrage kommen. Lassen Sie die Beschwerden in einer Arztpraxis abklären.
Die Nacht wird mehrfach unterbrochen, der Schlaf ist gestört: Nächtlicher Harndrang kann sehr belastend sein. Im Zusammenhang mit Parkinson, Steifigkeit und eingeschränkter Beweglichkeit wäre möglicherweise eine Anpassung der Parkinson-Medikamente angezeigt, z. B. könnten Sie abends lang wirkende Mittel einnehmen und so die Blase beruhigen. Was Sie außerdem tun können:
Gut zu wissen: Verbessern diese Maßnahmen den nächtlichen Harndrang nicht, können eventuell auch andere Ursachen wie z. B. eine Blasenentzündung oder eine Herzschwäche infrage kommen. Lassen Sie die Beschwerden in einer Arztpraxis abklären.
Bei Dranginkontinenz und Harndrang gäbe es auch die Möglichkeit, sich ambulant ein krampflösendes Mittel (Botulinumtoxins) in die Blasenwand spritzen zu lassen, um die Blasenmuskulatur zu entspannen. Die Wirkung soll bis zu einem halben oder ganzen Jahr anhalten. Lässt die Wirkung nach, kann der Eingriff wiederholt werden. Inwieweit diese Behandlung für Sie infrage kommt, besprechen Sie am besten mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin.