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Parkinson und Sturheit: Ursachen, Symptome, Tipps
Wir informieren in unserem Beitrag darüber, wie sich ein stures Verhalten bei Parkinson zeigt und was dahintersteckt. Zudem möchten wir aber auch betroffenen Angehörigen Tipps mit auf den Weg geben, wie sie am besten mit der Wesensveränderung ihres lieben Menschen umgehen.
Ursachen für die Sturheit bei Parkinson
Menschen mit Parkinson werden manchmal als stur angesehen, weil sie auf Veränderungen oder Vorschläge sehr ablehnend reagieren. Diese Verhaltensweisen können verschiedene Ursachen haben, die mit der Erkrankung zusammenhängen:
- Veränderungen im Gehirn: Der Dopaminmangel bei Parkinson verursacht nicht nur motorische Störungen, sondern beeinträchtigt auch Bereiche des Gehirns, die für die Entscheidungsfindung, Flexibilität und emotionale Kontrolle verantwortlich sind. Viele Betroffene haben Schwierigkeiten, sich auf neue Situationen einzustellen oder schnell Entscheidungen zu treffen. Diese kognitiven Einschränkungen können dazu führen, dass sie als aufbrausend und starrköpfig erlebt werden.
- Angst und Überforderung: Parkinson verändert das Leben der Betroffenen aufgrund der vielfältigen Parkinson-Symptome wie Zittern (Tremor), Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) und steifen Muskeln (Rigor) stark, was oft zu Unsicherheiten, Angst und depressiver Verstimmung (Belastungsdepression) führt. Viele Betroffene haben das Gefühl, die Kontrolle über ihren Körper zu verlieren und fühlen sich von der Erkrankung überfordert. Darauf reagieren sie zum Beispiel mit Ablehnung gegenüber neuen Vorschlägen oder Veränderungen. Diese scheinbare Sturheit ist oft ein Schutzmechanismus, um sich sicherer zu fühlen.
- Energie- und Antriebslosigkeit: Ein weiteres Symptom von Parkinson ist der Mangel an Motivation und Antrieb. Betroffene haben oft schlichtweg nicht mehr die Energie übrig, sich mit neuen Ideen oder Veränderungen auseinanderzusetzen. Dies kann von außen als Sturheit wahrgenommen werden, ist aber häufig nur Ausdruck von Erschöpfung und Überforderung infolge der vielen unangenehmen Symptome.
Symptome der Sturheit bei Parkinson: Wie zeigt sie sich?
Sturheit bei Parkinson-Erkrankten kann sich auf verschiedene Weisen äußern. Wir haben für Sie einige der häufigsten Symptome zusammengetragen, die auf stures Verhalten hinweisen können.
Widerstand gegen Hilfe
Betroffene lehnen oft Unterstützung ab, selbst wenn sie diese offensichtlich benötigen. Sie möchten Aufgaben alleine erledigen, auch wenn dies schwierig oder gar gefährlich ist. Gerade wenn Betroffene Hilfe beim Gehen ablehnen, wo eine Sturzgefahr besteht, wird es brenzlig. Doch im Grunde zeigt dieses Verhalten nur, wie groß der Wunsch nach Autonomie für uns Menschen ist.
Probleme mit der Anpassung an neue Gegebenheiten
Das eigene Heim verlassen ist unmöglich, weil der Parkinson-Betroffene dies partout nicht möchte? Oder derjenige weigert sich, eine Pflegekraft zu akzeptieren, eine neue Essgewohnheit anzunehmen oder veränderten Routinen zu folgen? Dieses Verhalten ist charakteristisch für fortgeschrittene Patient:innen. Obwohl neue Wege im weiteren Verlauf der Erkrankung unabwendbar sind, sehen Betroffene dies nicht ein und handeln dagegen, sie stellen sich stur. Sie halten an Altvertrautem fest, da ihnen dies ein Gefühl der Sicherheit gibt.
Ablehnung von Medikamenten oder Therapien
Einige Betroffene verweigern die Einnahme von Medikamenten oder lehnen notwendige Behandlungen und Therapien ab. Sie glauben vielleicht, dass sie die Situation selbst kontrollieren können oder haben das Gefühl, dass die Medikamente nicht mehr wirken. Dies kann dazu führen, dass sich die Symptome verschlechtern. Angehörige können dann das Gefühl haben, dass ihre Bemühungen, zu helfen, nicht wertgeschätzt werden.
Verweigerung von sozialen Aktivitäten
Viele Parkinson-Erkrankte ziehen sich sozial zurück, oft aus Scham über ihre motorischen und kognitiven Einschränkungen oder weil sie sich überfordert fühlen. Diese Verweigerung sozialer Kontakte kann jedoch die Isolation und den emotionalen Stress verstärken. Trotz des Wissens, dass Aktivitäten wie der Besuch von Freund:innen oder Familienmitgliedern positiv für ihre Stimmung und Gesundheit sind, können sie stur auf ihrem Rückzug beharren.
Unflexibilität in Entscheidungen
Selbst bei alltäglichen Entscheidungen wie dem Essen oder der Kleidung können Parkinson-Betroffene unnachgiebig sein. Wenn sie sich einmal auf eine bestimmte Entscheidung festgelegt haben, fällt es ihnen schwer, Alternativen zu akzeptieren. Das kann für Angehörige frustrierend sein, besonders wenn die getroffene Entscheidung nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen oder Fähigkeiten des erkrankten Menschen entspricht.
Reizbarkeit und Trotz
Menschen mit Parkinson können auf Vorschläge oder Aufforderungen von Angehörigen gereizt reagieren, auch wenn diese gut gemeint sind. Diese Trotzreaktionen entstehen oft aus dem Gefühl heraus, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren. Angehörige, die helfen wollen, werden dann als bevormundend empfunden, was zu gereizten oder trotzigen Antworten führt.
Leugnung der eigenen Einschränkungen
Einige Betroffene neigen dazu, die Ausmaße ihrer körperlichen und kognitiven Einschränkungen zu verleugnen. Sie wollen nicht akzeptieren, dass sie Hilfsmittel wie Rollatoren oder Rollstühle benötigen, und versuchen, sich ohne Hilfe zu bewegen, was das Risiko von Unfällen oder Verletzungen erhöht. Diese Verleugnung kann auch auf ein inneres Bedürfnis zurückzuführen sein, nicht als “krank“ wahrgenommen zu werden.
Weitere Wesensveränderungen bei Parkinson
- Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit bis hin zur Depression
- Angststörungen
- Impulsivität und Wutanfälle
- Misstrauen anderen Menschen gegenüber
- Emotionale Labilität
- Empathieverlust (fehlendes Einfühlungsvermögen)
- Zwangsstörungen
- Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen
- Halluzinationen
Tipps zum Umgang mit der Sturheit bei Parkinson
Der geliebte Mensch sträubt sich, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen oder sich an einem neuen Hobby zu versuchen? Den Angehörigen von Parkinson-Patient:innen fällt es meist schwer, mit deren vermeintlichen Sturheit zurechtzukommen. Schließlich wollen diese doch nur das Beste für die erkrankte Person. Doch dieser Mensch zeigt sich uneinsichtig und genervt von allen Vorschlägen, die das Leben des Erkrankten angenehmer machen könnten. Hier haben wir für Angehörige einige Tipps im Umgang mit Parkinson-Patient:innen:
- Geduld und Verständnis zeigen: Versuchen Sie, bei Sturheit eines Betroffenen geduldig zu bleiben, um Eskalationen zu vermeiden. Denken Sie daran, das Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Denn es ist nicht zielgerichtet boshaft, sondern hängt direkt mit dem Dopaminmangel im Gehirn oder der sich daraus ergebenden emotionalen Überlastung des Betroffenen zusammen. Bewahren Sie die Nerven, auch wenn es schwerfällt. Verlassen Sie kurzzeitig den Ort des Konfliktgeschehens und atmen Sie tief durch, um nicht selbst in die Luft zu gehen.
- Klar und einfach kommunizieren: Bei Menschen mit Parkinson ist die Informationsverarbeitung im Gehirn beeinträchtigt. Daher sollten Sie komplexe Aussagen vermeiden und möglichst eine einfache Sprache und leicht verständliche Aussagen benutzen. Formulieren Sie Vorschläge und Anweisungen knapp und klar, sodass Ihr Angehöriger Sie auch verstehen kann.
- Entscheidungen gemeinsam treffen: Lassen Sie den Menschen mit Parkinson auch weiterhin eigene Entscheidungen treffen. Denn es ist wichtig für jeden Menschen, Herr oder Frau über das eigene Leben zu bleiben, soweit es eben möglich ist. Schauen Sie, wo eigene Entscheidungen möglich sind und wo Sie besser einschreiten sollten.
- Unterstützung in Anspruch nehmen: Um die emotionale Belastung der Angehörigen zu reduzieren, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung hinzuziehen. Ergotherapeut:innen oder Psycholog:innen sowie Selbsthilfegruppen haben Erfahrung mit der Parkinson-Erkrankung und können Ihnen wertvolle Tipps geben, wie Sie besser mit den Wesensveränderungen Ihres lieben Menschen umgehen können. Auch hilft es zuweilen schon weiter, wenn einmal eine andere Person, etwa eine Pflegekraft, auf den Betroffenen einwirkt und Sie sich berechtigterweise auch mal “aus der Affäre” ziehen können.
- Auch kleine Verbesserungen wertschätzen: Loben Sie Ihren Angehörigen auch für kleine Erfolge, wenn sich diese Person in einer Situation einmal nicht stur verhält, wo sie es sonst stets getan hat. Diese persönliche Wertschätzung ist wichtig, um die Motivation beim Betroffenen zu fördern, sich positiver zu verhalten.
- Routinen einhalten: Eine feste Struktur und die Wiederkehr vertrauter Abläufe im Alltag zu gleichen Zeiten gibt Betroffenen ein Gefühl der Sicherheit und kann dazu beitragen, sture Reaktionen zu minimieren.
- Selbstfürsorge nicht vergessen: Angehörige sollten auch ihre eigene mentale und physische Gesundheit im Blick behalten, um langfristig eine unterstützende Rolle einnehmen zu können. Regelmäßig durchgeführte Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Tai-Chi können dabei helfen, Stress abzubauen und ihm gelassener gegenüberzutreten.