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Tiefe Hirnstimulation (THS) bei Parkinson
Bei der Tiefen Hirnstimulation handelt es sich um eine innovative Therapie, die einen operativen Eingriff erforderlich macht. Das Ziel: Durch gezielte elektrische Stimulation bestimmter Hirnregionen mittels implantierter Elektroden sollen die motorischen Symptome von Parkinson gelindert werden. Jedoch ist eine Heilung der Erkrankung auch mit diesem Verfahren nicht möglich. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie die Tiefe Hirnstimulation funktioniert, für wen sie geeignet ist, welche Vorteile und Risiken sie mit sich bringt und wie genau sie abläuft.
Was ist die Tiefe Hirnstimulation?
Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein operatives Therapieverfahren, das unter anderem bei der neurologischen Erkrankung Morbus Parkinson zum Einsatz kommt. Dabei werden Elektroden (Sonden) in bestimmte Regionen des Gehirns implantiert, um die motorischen Beeinträchtigungen bei Parkinson wie Zittern (Tremor), Muskelsteifheit (Rigor) und Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) abzumildern. Diese Elektroden sind mit einem Neurostimulator (Generator) verbunden, der in der Regel unter der Haut im Brustbereich implantiert wird. Der Neurostimulator sendet kontinuierlich elektrische Impulse an das Gehirn, die dazu beitragen, die Symptome von Parkinson zu lindern.
Wie funktioniert die Tiefe Hirnstimulation?
Die Tiefe Hirnstimulation wirkt durch die gezielte Stimulation bestimmter Hirnareale, die an der Bewegungsregulation beteiligt sind. Dieser “Hirnschrittmacher” soll bei Parkinson-Patient:innen vor allem zwei Zielstrukturen im Gehirn stimulieren:
- Nucleus subthalamicus (STN): Dies ist die am häufigsten stimulierte Region bei Parkinson. Die Stimulation in diesem Areal kann die motorischen Symptome erheblich verbessern und den Bedarf an Medikamenten reduzieren.
- Globus pallidus internus (GPi): Die Stimulation dieses Bereiches ist besonders für Patient:innen von Belang, bei denen schwere Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) auftreten.
Die THS beeinflusst die elektrische Aktivität in diesen Hirnregionen, die sich durch den Dopaminmangel bei Parkinson verändert hat, zum Positiven. Dadurch kann die THS dabei helfen, die Bewegungssteuerung zu verbessern und unkontrollierte Bewegungen wie den lästigen Tremor, also das unwillkürliche Zittern, zu reduzieren.
Tiefe Hirnstimulation: Ablauf
Die Operation zur Tiefen Hirnstimulation (THS) ist ein hochpräziser Eingriff, der in der Regel zwischen vier und sechs Stunden dauert, abhängig von der individuellen Situation der Patient:innen. In vielen Fällen wird die Operation unter örtlicher Betäubung als sogenannte „Wach-OP“ durchgeführt, bei der Patient:innen für etwa sechs Stunden im wachen Zustand bleiben. Im ersten Schritt der OP werden die Elektroden in die Zielregionen des Gehirns implantiert. So kann das Operationsteam die korrekte Platzierung der Elektroden anhand direkter Rückmeldungen des Patienten oder der Patientin sicherstellen.
Am darauffolgenden Tag erfolgt dann ein zweistündiger Eingriff unter Vollnarkose. Sie umfasst die Implantation eines Neurostimulators, der unter der Haut im Brustbereich platziert und mit den Elektroden verbunden wird.
Es gibt inzwischen auch die Möglichkeit, eine THS komplett unter Vollnarkose durchzuführen, wie es zum Beispiel das Inselspital Bern standardmäßig anbietet. Die Operation dauert sechs bis sieben Stunden und ermöglicht ebenfalls ein äußerst präzises Implantieren der Elektroden, ohne dass eine belastende Wach-OP erforderlich ist.
Tiefe Hirnstimulation Indikation: Für wen ist die Methode geeignet?
Nicht für alle Parkinson-Patient:innen ist die Tiefe Hirnstimulation die richtige Therapie. Ein spezialisiertes Team aus Neurolog:innen, Psycholog:innen und Neurochirurg:innen wägt anhand strenger Kriterien genau ab, wem die Sonden implantiert werden sollten und wem nicht. An folgende Personen richtet sich das operative Verfahren:
- Patient:innen, bei denen die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt
- Betroffene, bei denen die Medikamente schwere Nebenwirkungen verursachen
- Menschen, die unter starken motorischen Schwankungen innerhalb eines Tages oder unwillkürlichen Bewegungen der Muskeln (Dyskinesien) leiden
- Betroffene Personen ohne schwere kognitive Beeinträchtigungen oder ausgeprägte Depressionen, da diese den Erfolg der THS beeinträchtigen können
- Patient:innen, die trotz fortgeschrittener Parkinson-Krankheit noch eine gewisse Eigenständigkeit und Mobilität aufweisen
Vorteile der Tiefen Hirnstimulation
Zwar kann auch die THS Parkinson nicht heilen, jedoch kann das Verfahren die Lebensqualität von Betroffenen verbessern. Die Tiefe Hirnstimulation bietet zahlreiche Vorteile für geeignete Patient:innen:
- Eine verbesserte Beweglichkeit: Die THS kann die motorischen Symptome von Parkinson deutlich reduzieren, einschließlich Zittern, Steifheit und Bewegungsverlangsamung und einer voranschreitenden Verschlechterung der Symptome entgegenwirken. Viele Betroffene berichten über eine signifikante Verbesserung ihrer Beweglichkeit und Lebensqualität.
- Reduzierter Medikamentenbedarf: Durch die Stimulation bestimmter Hirnareale kann der Bedarf an Parkinson-Medikamenten oft gesenkt werden. Dies wiederum kann die Nebenwirkungen, die durch die Medikamente auftreten können, verringern.
- Kontrolle von Dyskinesien: Die THS kann bei Patient:innen, die unter schweren Dyskinesien leiden, zu einer deutlichen Verbesserung führen, insbesondere wenn diese durch die eingesetzten Medikamente ausgelöst werden. Auch Wirkungsfluktuationen (Schwankungen in der Wirksamkeit von Medikamenten) können mit diesem Eingriff abgemildert werden.
- Langfristige Wirksamkeit: Studien haben gezeigt, dass die Tiefe Hirnstimulation auch über lange Zeiträume hinweg wirksam bleiben kann, was sie zu einer wertvollen Behandlungsoption für fortgeschrittene Parkinson-Patient:innen macht.
Risiken und Nebenwirkungen: die Nachteile der Tiefen Hirnstimulation
Da es sich um einen chirurgischen Eingriff handelt, gibt es auch bei der Tiefen Hirnstimulation Risiken und mögliche Nebenwirkungen – wie bei allen Operationen. Wir haben die häufigsten Risiken für Sie zusammengetragen.
Infektionen durch THS
Da es sich bei der Tiefen Hirnstimulation um einen chirurgischen Eingriff handelt, bei dem Fremdkörper in den Körper eingebracht werden, besteht die Möglichkeit, dass Bakterien in die Operationswunde gelangen und eine Infektion verursachen. Solche Infektionen können an der Haut um die Implantationsstelle herum auftreten oder sich auf tiefere Gewebeschichten und das Gehirn ausbreiten. Um das Risiko für Infektionen zu minimieren, werden während der Operation und in der Nachsorge strenge antiseptische Maßnahmen ergriffen, und Patient:innen erhalten oft vorbeugend eine Antibiotika-Behandlung. Dennoch ist es wichtig, dass Patient:innen und ihre Angehörigen bei Anzeichen einer Infektion wie Rötung, Schwellung oder Schmerz dem behandelnden Arzt oder der Ärztin Bescheid geben.
Blutungen durch THS
Ein weiteres ernstzunehmendes Risiko bei der Tiefen Hirnstimulation ist die Möglichkeit von Blutungen im Gehirn, die während des chirurgischen Eingriffs auftreten können. Diese Blutungen, auch als intrakranielle Blutungen bezeichnet, entstehen, wenn Blutgefäße im Gehirn durch die Implantation der Elektroden verletzt werden. Obwohl solche Komplikationen selten sind, können sie schwerwiegende Folgen haben, wie etwa Schlaganfälle, neurologische Ausfälle oder in extremen Fällen sogar lebensbedrohliche Zustände.
Moderne neurochirurgische Techniken und präzise bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Computertomographie (CT) tragen dazu bei, das Risiko zu minimieren, indem sie eine genaue Planung und Durchführung der Operation ermöglichen.
Hardware-Komplikationen durch THS
Auch die implantierten Geräte selbst bergen ein gewisses Risiko. So können die Elektroden ungewollt verrutschen, es kann zu einem Kabelbruch kommen oder aber der Neurostimulator entwickelt Funktionsstörungen. Solche Probleme können dazu führen, dass die elektrische Stimulation nicht mehr optimal wirkt, was zu einem Wiederauftreten der Parkinson-Symptome oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führt. In manchen Fällen kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, um die Hardware zu reparieren oder auszutauschen. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind daher wichtig, um die ordnungsgemäße Funktion des Systems zu überwachen und frühzeitig auf mögliche Probleme reagieren zu können.
Nebenwirkungen der THS
Nebenwirkungen der Tiefen Hirnstimulation (THS) können trotz der insgesamt hohen Wirksamkeit und Sicherheit der Methode auftreten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören motorische Beeinträchtigungen wie Muskelzuckungen, Sehstörungen, Sprachstörungen, Muskelschwäche oder Gleichgewichtsstörungen, die durch die elektrische Stimulation selbst verursacht werden können. Auch kognitive oder emotionale Veränderungen wie Depressionen, Angstzustände oder Impulskontrollstörungen sind möglich. Diese Nebenwirkungen lassen sich in vielen Fällen durch eine Anpassung der Stimulationsparameter mildern oder beheben.
Wie hoch ist die Erfolgsquote der Tiefen Hirnstimulation bei Parkinson?
Die Erfolgsquote der Tiefen Hirnstimulation (THS) bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit ist insgesamt hoch, etwa 70 bis 90 Prozent der Patient:innen erfahren eine deutliche Verbesserung ihrer motorischen Symptome wie Tremor, Rigor oder Bradykinese. Viele Betroffene berichten auch, dass sie dank der THS die Dosis ihrer Medikamente reduzieren können. Dadurch nehmen wiederum potenzielle Nebenwirkungen von Medikamenten ab, sodass das Leben mit Parkinson durch die Tiefe Hirnstimulation insgesamt wieder angenehmer werden kann.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Tiefe Hirnstimulation?
Ja, die Kosten für die Tiefe Hirnstimulation (THS) werden in der Regel von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen, wenn bestimmte medizinische Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu zählt etwa, dass Medikamente allein als Therapie nicht den erwünschten Behandlungserfolg bringen und Patient:innen durch die Parkinson-Symptome in ihrem Alltag stark beeinträchtigt sind.
Tiefe Hirnstimulation: Dauer der OP
Die Dauer der THS-Operation kann aber je nach individueller Situation und nach Verfahren (mit oder ohne Wach-OP) variieren.
- Mit Wach-OP: etwa sechs Stunden, plus Eingriff am nächsten Tag unter Vollnarkose: etwa 2 Stunden.
- Ohne Wach-OP, komplett unter Vollnarkose: etwa sechs bis sieben Stunden (Inselspital Bern).