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Körperpflege bei Parkinson: Hilfsmittel für die Hygiene
Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Badezimmer sicher ausstatten können, welche Hilfsmittel Ihnen die Hygiene erleichtern und welche Tricks Ihnen bei der Körperpflege helfen.
Hilfsmittel für die Hygiene bewahren Eigenständigkeit
Duschen, Eincremen oder Zähneputzen – sie gehören zu den alltäglichen Verrichtungen der Körperpflege, die für Gesunde eine selbstverständliche Routine sind. Zugleich stellt dieser Teil des Lebens für viele einen wichtigen Teil ihrer Intimsphäre dar. Wenn aber die typischen Parkinson-Symptome wie Bradykinese, Tremor oder Rigor auftreten, geraten selbstverständliche Dinge ins Wanken wie ein Leben ohne Hilfe. Doch gerade in der Parkinson-Behandlung gibt es viele Therapien und Hilfsmittel, die ein eigenständiges Leben mit Parkinson unterstützen. Oft ist es für die Betroffenen auch besser, die gutgemeinte Hilfe ihrer Angehörigen, sofern es noch allein geht, abzulehnen. Denn mit der täglichen Körperpflege-Routine trainieren und erhalten Sie Ihre Fähigkeiten.
Parkinson-Medikamente: ”On-Phasen” für die Körperhygiene nutzen
Zu den typischen Parkinson-Medikamenten gehören Levodopa, Dopaminagonisten, sowie MAO-B-Hemmer oder COMT-Hemmer. Sie sorgen für symptomfreie oder -arme Zeiten während des Tages. Reservieren Sie Ihre Körperpflege für die ”On-Phasen“, in denen die Medikamente gut wirken. Dann sind Sie besser beweglich und die Verrichtungen gehen leichter von der Hand. Planen Sie auch genügend Zeit fürs Duschen und Haarewaschen ein. So setzen Sie sich nicht unter Druck und können alles in Ruhe sowie ohne Eile erledigen.
Tipps für ein barrierefreies Badezimmer
Gerade im Badezimmer heißt es, sehr vorsichtig zu sein. Die Räume sind häufig eng, die Fußböden glatt und rutschig. Deshalb ist hier die Rutschgefahr auf gefliesten Böden besonders hoch, vor allem bei Gangstörungen. Gestalten Sie Ihr Badezimmer so, dass möglichst wenig Gefahren für Sie bestehen. Ein barrierefreies Badezimmer minimiert das Sturzrisiko und erleichtert die tägliche Körperpflege. Hier erfolgt eine Übersicht von Maßnahmen, mit denen Sie die Unfallgefahr in Ihrem Badezimmer reduzieren können:
- Trittsichere Fliesen: Spezielle Bodenfliesen besitzen rutschhemmende Eigenschaften in verschiedenen Rutschhemmungs-Gruppen. Der Bundesverband Keramische Fliesen empfiehlt in Duschen den Einsatz von rutschhemmenden Fliesen der Klasse B.
- Rutschfeste Bade- und Duschmatten: Die einfachste Möglichkeit, für sicheren Tritt zu sorgen, sind rutschfeste Bade- und Duschmatten. Sie stellen auch eine preisgünstige Möglichkeit dar.
- Ebenerdige Dusche: Um die Stolpergefahr zu reduzieren, sollte sich der Boden der Dusche auf einer Ebene mit dem Badezimmerboden befinden. Sie können eine Dusche mit breitem Zugang für ein barrierefreies Badezimmer einbauen.
- Haltegriffe: Handgriffe an der Wand bei der Badewanne, in der Dusche und neben dem WC erleichtern die Beweglichkeit und sorgen für Halt. Gleichzeitig helfen Griffe, sich leichter hinzusetzen und besser aufstehen zu können. Es gibt Toiletten mit speziellen Griffen, auch eine Toilettensitzerhöhung ist ein weiteres nützliches Hilfsmittel.
- Badewannenlifter: Das Ein- und Aussteigen aus einer tiefen Badewanne ist nicht ungefährlich. Im Handel sind verschiedene Einstiegshilfen erhältlich. Die Lifter sind als spezielle, in der Höhe verstellbare oder hydraulische Sitze erhältlich. Besonders praktisch sind Modelle, die sich mit einer Fernbedienung steuern lassen.
- Höhenverstellbarer Waschtisch: Lassen Sie das Waschbecken und andere Badezimmermöbel niedriger anbringen, wenn Ihnen längeres Stehen Probleme bereitet und Sie sich auch im Bad lieber hinsetzen möchten. Einige Modelle werden mit integrierten Haltegriffen angeboten.
- Hocker am Waschbecken: Wenn Sie mehr Zeit zum Waschen und Zähneputzen benötigen, reduziert ein Hocker zum Sitzen die körperliche Anstrengung beim Waschen.
- Duschhocker mit Gummifüßen: Die Gummifüße verleihen dem Duschhocker einen rutschfesten Stand und verleiht Ihnen in der Kabine zusätzliche Sicherheit.
- Waschbeckendusche mit Schlauch: Für die schnelle Haarwäsche zwischendurch: Der Schlauch kann an jedem handelsüblichen Wasserhahn angeschlossen werden und wird ruckzuck zur Handdusche.
- Thermostate: Wenn das Temperaturempfinden gestört ist, schützen Thermostate vor Verbrennungen mit heißem Wasser. Auch ein automatischer Wasserhahn, der reagiert, wenn man die Hände darunter hält, kann den Komfort erhöhen.
Kosten für Hilfsmittel
Damit die Krankenkassen die Kosten für ein Hilfsmittel oder Umbauten übernehmen, ist eine ärztliche Verordnung notwendig. Dafür benötigen Sie ein Rezept von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Als Hilfsmittel werden Gegenstände anerkannt, die Menschen mit Erkrankungen helfen, ihren Alltag selbständiger zu bewältigen, etwa Rollatoren. Pflegehilfsmittel für die häusliche Pflege werden von der gesetzlichen Pflegeversicherung übernommen. Da es eine Vielzahl an Vorgaben gibt, besprechen Sie sich am besten mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin oder suchen die Expert:innen in einem Sanitätshaus auf. Eine gute Hilfsmittelberatung und -abklärung erhalten Sie auch im Rahmen einer Ergotherapie.
Hilfsmittel für die Körperpflege bei Parkinson
Zähneputzen, Waschen, Haare kämmen oder Schminken werden bei einer Erkrankung wie Parkinson oft zu einer Herausforderung. Normale Waschutensilien oder Haarbürsten mit kurzen Griffen lassen sich bei körperlichen Einschränkungen nicht so gut verwenden. Auf die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Krankheiten wie Parkinson hat mittlerweile auch der Handel reagiert. Diese Hilfsmittel erleichtern Ihnen die täglichen Verrichtungen der Körperhygiene:
- Spezielle Badebürsten: In Sanitätshäusern finden Sie spezielle Badebürsten: zum Beispiel mit rutschfester Befestigung, einem extra langen Griff oder gekrümmte Waschhilfen. Sie tragen dazu bei, die Waschroutine einfacher zu gestalten.
- Kamm mit extra langem Griff: Manchen Parkinson-Betroffenen fällt es schwer, die Arme hochzuheben. Wenn das bei Ihnen auch der Fall ist, können Sie sich mit einem Kamm mit langem, verdicktem Griff behelfen. Achten Sie auch darauf, dass der Kamm breite Zinken hat, um die Haare schonend zu entwirren.
- Elektrische Zahnbürste: Die Zahnpflege bei eingeschränkter Motorik ist nicht einfach. Eine elektrische Zahnbürste erleichtert das Putzen. Sie hat meist dickere und längere Griffe und putzt gründlicher, selbst wenn die Hände zittern. Modelle mit Timer überwachen zusätzlich die Putzdauer, elektronische Sensoren helfen bei der Kontrolle des Drucks auf die Zähne.
- Trockenrasierer: Ein elektrischer Rasierer ist in der Handhabung einfacher als ein Nassrasierer. Er stellt weniger Anforderung an die Feinmotorik und kann auch mit zitternden Händen benutzt werden.
- Kippspiegel: Ein Spiegel zum Kippen ist praktisch. In so einen Kippspiegel können Sie im Stehen oder im Sitzen hineinschauen.
- Rückeneincremehilfe: Selbst gesunde Menschen kommen schwer an ihren Rücken ran. Bei einem Lotion-Applikator mit ausklappbarem Griff kann man auch schwer zugängliche Regionen des Körpers eincremen, ohne sich verrenken zu müssen.
- Ablageflächen: Achten Sie zudem auf Ablageflächen, die Sie gut erreichen können und auf ergonomische Armaturen.
- Seifenspender: Es gibt Modelle mit Sensor oder großem Druckknopf, die die Entnahme der Flüssigseife erleichtern.
Tipps für die Körperhygiene bei Parkinson
Neben dem Anwenden von nützlichen Hilfsmitteln und der Ausstattung eines barrierefreien Badezimmers können Sie sich die Körperpflege zusätzlich mit ein paar Tricks erleichtern.
- Hilfe annehmen: Hier gilt der allgemeine Grundsatz: ”So viel wie nötig, so wenig wie möglich”. Wer immer autonom gelebt hat und seine Eigenständigkeit schätzt, ist nicht gern auf Hilfe angewiesen. Manchmal wollen Angehörige einem etwas abnehmen. Das ist gut gemeint, aber oft nicht hilfreich für die Eigenständigkeit der Parkinson-Patient:innen. Denn es ist wichtig, alltägliche Dinge wie die Körperpflege selbst auszuführen, um diese Fertigkeiten zu trainieren. Versuchen Sie, so lange wie möglich, sich selbst zu helfen. Wenn Sie aber merken, dass Sie extra Unterstützung benötigen, sollten Sie sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen.
- Zeit einplanen: Durch die körperlichen Einschränkungen bei Parkinson nimmt die Körperpflege mehr Zeit in Anspruch. Nehmen Sie sich diese und planen Sie extra Zeit ein, damit Sie in Ruhe alles erledigen können.
- Hygieneartikel platzieren: Ordnen Sie alle Artikel, die Sie für Ihre Körperpflege benötigen, in erreichbarer Höhe.
Waschlappen benutzen: Das Waschen fällt mit einem Waschlappen leichter, den man über die Hand ziehen kann. Auch Seife an einer Schnur ist praktisch, weil diese nicht hinunterfallen kann. - Haarewaschen mit Schwamm: Manchmal passiert es, dass die Shampooflasche durch Nässe rutschig wird und auf den Boden fällt. Um das zu verhindern, können Sie das Shampoo auf einen Schwamm geben und mit diesem die Haare waschen.
- Zehennägel schneiden: Am besten gleich nach dem Duschen oder Waschen. Dann sind die Zehennägel noch weich und lassen sich leichter schneiden. Mit einem Nagelknipser fällt es vielen einfacher als mit einer Nagelschere.