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Hier erfahren Sie, wie eine Kaufsucht beim Parkinson-Syndrom entstehen kann, was die Ursachen sind und welche Behandlung Ihnen zur Verfügung steht – und was außer der medikamentösen Therapie noch hilft, um das exzessive Kaufen in den Griff zu bekommen.
Kaufsucht ist kein neues Phänomen. Der deutsche Psychiater Emil Kraepelin (1856-1926) schrieb bereits 1909 über „die krankhafte Kauflust, die den Kranken veranlasst, sobald sich ihm die Gelegenheit bietet, ohne jedes wirkliche Bedürfnis in großen Mengen einzukaufen.” Das Internet hat den pathologischen Konsum um eine neue Dimension erweitert. Heute muss man nicht mehr ins Geschäft gehen, sondern kann stundenlang in Online-Shops rund um die Uhr stöbern und bestellen. Die Kaufsucht gehört zu den sogenannten Impulskontrollstörungen. Ständig werden neue Dinge gekauft – ohne sie wirklich zu brauchen. Die finanziellen Konsequenzen werden von den Betroffenen oftmals ausgeblendet.
Zwanghaftes Horten Pathologisches Horten gilt als eine Subgruppe des zwanghaften Kaufens. Umgangssprachlich auch als ”Messie-Syndrom” bekannt. Die Betroffenen können sich nicht von Dingen trennen – egal ob sie diese benutzen oder nicht. Allein schon der Gedanke, Gegenstände wegzugeben, bereitet Unbehagen. Nicht selten ”müllen” die Betroffenen ihre Wohnung so voll, dass einige Bereiche nicht mehr begehbar sind.
Pathologisches Horten gilt als eine Subgruppe des zwanghaften Kaufens. Umgangssprachlich auch als ”Messie-Syndrom” bekannt. Die Betroffenen können sich nicht von Dingen trennen – egal ob sie diese benutzen oder nicht. Allein schon der Gedanke, Gegenstände wegzugeben, bereitet Unbehagen. Nicht selten ”müllen” die Betroffenen ihre Wohnung so voll, dass einige Bereiche nicht mehr begehbar sind.
Verschiedene Studien haben einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von L-Dopa und Dopaminagonisten und dem Auftreten von Verhaltenssüchten bei Morbus Parkinson gezeigt. Bei dieser neurodegenerativen Erkrankung verbessert Dopamin die typischen Symptome wie Bradykinese (verlangsamte Bewegungen), Rigor (Muskelsteifigkeit) oder Tremor (Zittern). Allerdings können die Medikamente, die den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen, bei einem kleinen Teil der Betroffenen als Nebenwirkung Verhaltenssüchte auslösen. Hier spielt der Botenstoff (Neurotransmitter) Dopamin ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Dopamin wirkt sich nicht nur auf die Bewegungssteuerung unseres Körpers aus, sondern auch auf das Belohnungssystem des Gehirns. Der Neurotransmitter ist dafür zuständig, dass wir Glücksgefühle empfinden können, etwa wenn wir ein selbstgestecktes Ziel erreicht haben. Vor allem bei plötzlichen, freudigen Ereignissen wird Dopamin ausgeschüttet und sorgt für starke Glücksgefühle. Dieser Effekt motiviert unser Gehirn und spornt uns an, bestimmte Verhaltensweisen zu wiederholen, um dieses gute Gefühl wieder zu erleben. Diesen stimmungsaufhellenden Effekt rufen oft auch Dopamin-Ersatzmedikamente hervor, wie viele Patient:innen berichten.
In einigen Fällen kann Dopamin jedoch Impulskontrollstörungen auslösen. Welcher Mechanismus genau dahintersteckt, ist noch nicht geklärt. Auch nicht, warum manche Parkinson-Betroffene als Nebenwirkung von Parkinson-Medikamenten ein Suchtverhalten entwickeln und andere nicht. Jedoch scheint es individuelle Risikofaktoren für die Entwicklung von Verhaltenssüchten zu geben:
Definition: Impulskontrollstörung Das amtliche Klassifikationssystem ICD-10 bündelt unter dem Begriff Impulskontrollstörung eine Gruppe von verschiedenen Erkrankungen. Verhaltenssüchte, wie sie auch bei Parkinson auftreten können, ordnet das ICD-10 als “nicht näher bezeichnete Störungen der Impulskontrolle“ ein. Ein Merkmal für Verhaltenssüchte ist, dass die betroffenen Menschen grundsätzlich normale Verhaltensweisen übermäßig häufig durchführen.
Das amtliche Klassifikationssystem ICD-10 bündelt unter dem Begriff Impulskontrollstörung eine Gruppe von verschiedenen Erkrankungen. Verhaltenssüchte, wie sie auch bei Parkinson auftreten können, ordnet das ICD-10 als “nicht näher bezeichnete Störungen der Impulskontrolle“ ein. Ein Merkmal für Verhaltenssüchte ist, dass die betroffenen Menschen grundsätzlich normale Verhaltensweisen übermäßig häufig durchführen.
Impulskontrollstörungen sollten ernst genommen werden. Menschen mit Suchtverhalten schaden sich selbst und belasten in den meisten Fällen auch ihr Umfeld. Häufig wollen sich die Betroffenen jedoch ihre Abhängigkeit nicht eingestehen und versuchen gleichzeitig, ihre Kaufsucht vor den Angehörigen zu verheimlichen. Diese Anzeichen sprechen für pathologisches Kaufen:
Eine Impulskontrollstörung wie Kaufsucht sollte immer behandelt werden, weil sie auf viele Bereiche des Lebens negativ auswirken kann:
Kaufsucht: Unterschiede zwischen Frauen und Männern Die Geschlechter unterscheiden sich in ihrem Shoppingverhalten. Männer kaufen eher Elektronik und technische Geräte. Frauen bevorzugen eher Schuhe, Kleidung, Schmuck, Kosmetik und Haushaltswaren.
Die Geschlechter unterscheiden sich in ihrem Shoppingverhalten. Männer kaufen eher Elektronik und technische Geräte. Frauen bevorzugen eher Schuhe, Kleidung, Schmuck, Kosmetik und Haushaltswaren.
Das Fatale an Süchten ist, dass die Betroffenen sich oftmals nicht eingestehen können oder wollen, dass sie an einer psychischen Erkrankung leiden. Die meisten versuchen, ihre Sucht möglichst lange zu verheimlichen. In vielen Fällen bemerken die Angehörigen erst nach einer gewissen Zeit, dass etwas nicht in Ordnung ist. Etwa, wenn der Partner oder die Ehefrau nicht mehr vom Computer wegzukriegen ist oder das Konto auf einmal ständig überzogen wird.
Wer bei sich oder seinem Partner, bzw. Partnerin, bemerkt, dass diese Verhaltensweisen mit dem Beginn der Dopamin-Therapie zusammenfallen, sollte mit den behandelnden Hausärzt:innen und Neurolog:innen sprechen. Dann ist eine Impulskontrollstörung als Nebenwirkung der medikamentösen Therapie sehr wahrscheinlich. Oft hilft es schon, die auslösenden Medikamente zu reduzieren, abzusetzen oder durch andere zu ersetzen.
Allerdings kann es beim Absetzen oder Reduzieren von Dopaminergika zu einer Verstärkung der motorischen Parkinson-Symptome kommen. Deshalb muss gemeinsam mit den behandelnden Ärzt:innen immer individuell entschieden werden, welche Medikation den Patient:innen am besten hilft. Denn ein abruptes Absetzen der Dopaminagonisten kann auch zu Entzugssymptomen führen, wie:
Da Impulskontrollstörungen bei Parkinson zu den Verhaltenssüchten zählen, kann zusätzlich psychologische Unterstützung sinnvoll sein, etwa im Rahmen einer Verhaltenstherapie. Darüber hinaus können weitere Angebote wie eine Beratung zur Ernährung, Achtsamkeitstraining oder ein auf Parkinson zugeschnittenes Sportprogramm den Betroffenen helfen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Neben der Kaufsucht gibt es noch weitere charakteristische Impulskontrollstörungen, die als Nebenwirkungen einer Dopamin-Therapie auftreten können:
Nicht beide Geschlechter sind von den Impulskontrollstörungen gleichermaßen betroffen. Männer neigen zur Spiel- und Sexsucht, während Frauen eher Kaufsucht und Essattacken entwickeln. Nicht wenige Patient:innen entwickeln sogar mehrere Impulskontrollstörungen. Wenn etwa Spiel- und Kaufsucht gemeinsam auftreten, kann diese Kombination zu ernsthaften finanziellen Problemen führen.